Geschichte willkommen! Pop-Up-Ausstellung zur Geschichte des Sandleitenhofs
17.-31.5.2014
Ehemaliges Kino des Sandleitenhofs, Liebknechtgasse 32, 1160 Wien
Idee und Konzept:
Kazuo Kandutsch, Christiane Rainer, Katrin Sippel
Gestaltung: Dominik Hruza
Sammelaufruf
BewohnerInnen des Sandleitenhofs wurden eingeladen, mit Objekten, die sie mit dem Ort und seiner bzw. ihrer Geschichte verbinden, in die Ausstellung zu kommen und so ihre Geschichte(n) mit uns, ihren MitbewohnerInnen und den BesucherInnen des Soho in Ottakring Festivals 2014 zu teilen.
Dinge des alltäglichen Gebrauchs, wie Haushaltsgegenstände, Privatfotos, von Generation zu Generation weitergegebene Erinnerungsstücke, erscheinen oftmals selbstverständlich und banal. Gerade jedoch an diesen Objekten lassen sich Vergangenheit und Gegenwart lebendig erzählen.
Unser Ziel war es, mit diesem partizipativen Ansatz einen Prozess in Gang zu setzen, der das Interesse an der Geschichte des Orts und seiner BewohnerInnen schärft und Begeisterung für die gemeinsame Zukunft weckt. Es sollte ein möglichst breites Publikum angesprochen werden: von jung bis alt, vom Alteingesessenen bis zum kürzlich Zugezogenen.
Erzählung
In vier Kapiteln gaben wir einen Überblick zu Geschichte und Gegenwart und einen Ausblick auf die Zukunft des Sandleitenhofs. Zu allen Kapiteln gab es Bereichstexte, um BesucherInnen und LeihgeberInnen einen Eindruck von den inhaltlichen Schwerpunkten der Ausstellung zu geben.
Ausstellungsgestaltung
Nach der letzten Nutzung als Supermarkt stand das ehemalige Kino über zwanzig Jahre leer. Es hat sich als historisch besetzter Ort atmosphärisch in idealer Weise angeboten und wurde von uns aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Von Staub und Schmutz der Jahre befreit und mit einem raffinierten Lichtkonzept von Dominik Hruza in Szene gesetzt, erhielt es einen Teil seines alten Glanzes zurück.
Sämtliche technische Ausstattung wurde für die Zeit der Ausstellung in Kooperation mit SOHO und deren technischem Partner prilfish eingerichtet (Elektrik, Beleuchtung, Beamer, EDV-Infrastruktur).
Zeitzeugengespräch
Als Ergänzung zur Ausstellung organisierten wir eine Abendveranstaltung mit Alfred Pietsch, Jahrgang 1925, der im Sandleitenhof aufgewachsen ist und über seine Erinnerungen im Buch „Und es regnete Hakenkreuze“ im Molden-Verlag herausbrachte. Auch diese Veranstaltung war sehr gut besucht.
Eintragungen aus dem Besucherbuch
„Danke für diese Ausstellung. Es wäre schön, wenn sie länger an diesem Ort gezeigt werden könnte.“ (N.N.)
„Diese Ausstellung macht Freude und Mut.“ (Monika R.)
„Meine Familie wohnt seit Beginn im Sandleitenhof. Ich bin schon über 90 und eine der ältesten Bewohnerinnen. Es war schön, die alten Plätze aus meiner Jugend wiederzusehen.“ (Ernestine K.)
„Viel Engagement, schöne Gestaltung, Bravo!“ (N.N.)
„Great show! We really enjoyed talking to you about your ideas.“ (StudentInnen aus Boston)
„Heute war ich mit meiner Oma da und es hat uns beiden sehr gut gefallen.“ (Sandra)
„Warum gibt es sowas nicht in meinem Bezirk?“ (Peter, Liesing)
Presseecho (Auswahl)
www.european-cultural-news.com/auch-kleines-kann-grosses-bewirken/9072/
www.wienerzeitung.at/nachrichten/wien/stadtleben/634104_Westerndorf-Sandleiten.html
http://susannebreussalltagsdinge.blogspot.co.at/2014/05/ansichtssache-nr-58-geschichte.html
https://www.wienerwohnen.at/News/news24-sandleitenhof.htm
Eine Veranstaltung im Rahmen von Soho in Ottakring
Kunst
Zwei geladene KünstlerInnen setzten sich einerseits mit den BesucherInnen, anderseits mit dem Raum auseinander.
Lisa Rastl porträtierte ausgewählte LeihgeberInnen mit deren Objekten. Die Ausstellung dieser Portaits verstärkte bei vielen BesucherInnen die emotionale Bindung zum Thema.
Dominik Hruza nahm mit Nitrofrottagen nach Kinoplakaten von Filmen, die im Sandleitenkino gezeigt wurden, Bezug auf die über vierzigjährige Geschichte dieses Orts.
Analog dazu wurden als Teil der künstlerischen Gestaltung in der selben Technik die Bereichstexte der Ausstellung produziert.
Kinosaal
Der ehemalige Kassa- und Garderobenbereich des Kinos wurde als Kinosaal eingerichtet und verwies so auf die originäre Funktion des Ortes. Der im Loop gezeigte Stummfilm „Das Notizbuch des Mr. Pim“ gab Einblicke in die rege Wohnbautätigkeit Roten Wien der 1930er Jahre.
Leihgabenaufruf und -annahme
Im Vorfeld wurden 2.000 Exemplare eines Folders mit dem Aufruf, Objekte als Leihgaben in die Ausstellung einzubringen sowie 1.000 Einladungen im Sandleitenhof selbst und in umliegenden Geschäften und Restaurationsbetrieben verteilt (z. B. Cafés, Restaurants, Greißlereien, Arztpraxen, Supermärkte, Apotheke, Schulen, Kirche, städtische Bücherei). Es gab auch Kooperationen mit Mieterbeirat und SeniorInnenclub.
Zu Beginn bestückten wir die Vitrinen mit Beispielexponaten, um den BesucherInnen einen Eindruck von möglichen Leihgaben zu geben. Während der Gespräche mit den BesucherInnen wurde jedes Objekt registriert, die Geschichte dazu schriftlich aufgezeichnet, und die Option gegeben, diese auch mündlich auf ein historisches Tonbandgerät zu sprechen. Jeder Besucher wurde mit seinem Objekt fotografiert (Polaroidkamera) und erhielt davon einen Abzug als Erinnerung.
Insgesamt wurden über 100 Exponate ausgewählt und in wechselnder Zusammenstellung für die Dauer der Ausstellung gezeigt. Als Pop-Up-Ausstellung war die Präsentation einem ständigen Wandel unterworfen, um das Publikum zu mehrmaligen Besuchen zu animieren.
Sämtliche Objekte wurden für den Zeitraum der Ausstellung von Nagel zu Nagel versichert.